August 2024 – RuKaWaKulTour Sachsen und Sachsen-Anhalt

Start der RuKuWaKultur auf dem MDR Hochhaus | Foto: Freundicher Helfer

Frisch von Damians bemerkenswertem Literaturfestival mit Rudern in den finnischen Schären zurückgekehrt, hatte ich einen Ausbildungsplatz für die von Peter, Dörte und Frank organisierten RuderKanuWanderKulturTour ergattert.

In Leipzig startete die KulTour auf dem hohen Turm des MDR. In dieser Parade-Stadt des Mittelalters wirkte Johann Sebastian Bach als Thomaskantor, Goethe zechte im Auerbachkeller, und hier unterlag Napoleon 1813 den vereinten Heeren von Russen, Preussen, Schweden und Österreichern. Die Musik des Gewandhausorchesters liegt in der Luft, deren legendärer Dirigent Kurt Masur sich 1989 an den Montagsgebeten in der Nikolaikirche gegen die Obrigkeit engagierte. Heute handelt man nebenan Terawattstunden an der Strombörse EEX, oder kickt mit Unterstützung von Red Bull und Kloppi. Wow, hier passierte und passiert Deutschland!

Im Takt bleiben! Klappt bei fast allen.. | Foto: Freundlicher Verleiher
Für alle RuKuWaKultur Teilnehmer ungewohntes Terrain | Foto: Dörte Kellerhof
Verdiente Entspannung am Cospudener See | Foto: Norbert Wagner

So wie der Westen seine Sporthochschule in Köln hat, ist Leipzig die ostdeutsche Kaderschmiede. Drei Wassersport-Einheiten gab es für uns im KaTour-Teil: Drachenbootfahren mit allen 14 Münchener Kanuten und uns Ruderern – so ausdauernd weit hatten noch keine Besucher den Drachen gestochen. Anderntags wurden Doppel-und Einzelkajak sowie Stechpaddel-Canadier die Weiße Elster stromauf zum Cospudener See getrieben, um dort K.-o.-Spiele zu paddeln, gefolgt von Einzeltrainings im Kehrwasserwenden auf der Stelle – viel zu lernen also für uns 77er. Doll müssen wir es getrieben haben, denn Einheimische sprachen von „Rammelschweinen“, bloß weil sich Münchner und Kölner Frohsinn paarten. Dritte Einheit war die Wildwassertrainingsstätte für Kanuslalom in Markkleeberg. Dort war blitzschnelles Umsetzen der Schlauchbootkommandos erforderlich, was uns auch Praxis im Kentern brachte. Verwehrt wurden uns die versprochenen Luma-Übernachtungen. Ersatzweise hatten die Organisatoren im „Five Elements“ Kleingruppendomizile mit privaten Dachgärten einschließlich Sternschnuppen organisiert – Proteste gab es daher keine.

Mit Wehmut verließen wir dieses quirlige Leipzig und begaben uns auf die WaTour: Von Naumburg erstreckte sich der Weinwanderweg oberhalb der Saale, wo wir uns hitzeermattet den Sprühnebeln eines großen Salzgradierwerkes in Bad Kösen hingaben. Ein 4er-Appartment und ein 10er-Haus erwartete die Ruder-Kanuten in Naumburg, mit nettem Frühstücks- und Grillgarten. Und das Spiel von 3300 Pfeifen der Hildebrandt-Orgel, welche Großmeister Bach selbst konzipiert hatte, lud zur Meditation.

Die FWMler zeigen ihr können beim Rudern | Foto: Norbert Wagner

Die RuTour startete endlich mit drei Doppelvierern auf der Saale. Hatten die Münchner uns zuvor Lehrstunden in Suchen und Nutzen von Schärlinien, Pilz- und Kehrwässern gegeben, konnten sie nun die Vorteile von Ausdauer und Rhythmus des 77er-Schlags auskosten. In schöner Burgenlandschaft ruderten wir stromab und zurück, nächsten Tags dann stromauf entlang der Weinhänge von Saale und Unstrut, welche uns mit fröhlichen acht Stundenkilometern einen 23er-Schlag bis zur Mittagsrast abtrotzte. Als Höhepunkt zeigte sich uns dann noch bei einer Domführung mit Weinverkostung (!) die schönste Frau des Mittelalters, Uta von Naumburg, bevor wir in einer gemeinsamen Abschlussparty im Waldgarten versanken.

Die RuKaWaKulTour ist beispielhaft crossover, einfach kreativ.

Alle sind sich einig, das war kein Strandurlaub | Foto: Norbert Wagner

Neben viel Kurzweil und Witz brachte uns Franks Schär- und Kehr-wasser-Ausbildung aber auch verwertbare Aspekte für gutes Kribbensteuern bei allen Pegelständen. Und das war doch auch etwas!

– Robert Grassmann (Kölner Ruderverein 1977)